EDITORIAL #64
5 Fragen für Bridget Donahue
5 Questions for Bridget Donahue
Bridget Donahue ist eine amerikanische Galeristin und Kuratorin. Im Jahr 2015 eröffnete sie ihre gleichnamige Galerie in der Lower East Side von Manhattan, nachdem sie ein Jahrzehnt für andere New Yorker Galerien tätig war. Während das Programm ihrer Galerie vorwiegend darauf fokussiert, erste Einzelausstellungen für Künstler:innen auszurichten, sind Kooperationen mit anderen Galerien ebenfalls zentral, um eine rigorose und ehrgeizige Ausstellungs- und Kunstpraxis zu unterstützen. Anlässlich der Eröffnung der Herbstsaison in den rheinischen Galerien, wurde Donahue von der Kölner Galerie Gisela Capitain eingeladen, eine Ausstellung in deren Räumen in der Albertusstraße in Köln zu entwickeln.
Bridget Donahue is an American gallerist and curator. In 2015 she opened her eponymous gallery on Manhattan’s Lower East Side, after working for other New York galleries for a decade. While her gallery’s program often presents first shows of artists, it also prioritizes relationships with other galleries to support rigorous and ambitious exhibitions and practices. On the occasion of the opening of the fall season for Rhineland galleries, Cologne-based Galerie Gisela Capitain has invited Donahue to create an exhibition in its space on Albertusstrasse in Cologne.
Anlässlich der Eröffnung der Herbstsaison der Galerien im Rheinland hat Gisela Capitain Dich eingeladen, eine Ausstellung in einem ihrer Räume zu entwickeln. Was macht das Rheinland für Dich als New Yorker Galeristin interessant?
Ich habe das Rheinland in den letzten 15plus Jahren mehrmals besucht. Vorwiegend ermuntern mich die Institutionen in Köln und Düsseldorf, aber auch Aachen, Essen, Bonn, Mönchengladbach dazu. Auch bestärken mich meine zeit- genössischen Kunsthändlerkolleg:innen darin. Ich denke, für das kunstinteressierte Publikum im Rheinland, ist diese tief verwurzelte Tradition aus Kunsthallen und Kunstvereinen in Verbindung mit den hochkarätigen Ausstellungen, die in dieser Region präsentiert werden, eine hervorragende Vor- aussetzung, zu gebildeten und erfahrenen Betrachter:innen zu werden, die mit jeder Ausstellung interagieren können. Ich fühle mich geehrt, auf diese Weise an einer Präsentation teilnehmen zu können.
On the occasion of the opening of the fall season for galleries in the Rhineland region, GiselaCapitain invited you to do an exhibition in one of her spaces. As a gallerist based in New York, what makes the Rhineland interesting for you?
I have visited the Rhineland several times now in the past 15+ years. I am foremost encouraged by institutions in Cologne and Düsseldorf but also Aachen, Essen, Bonn, Mönchengladbach. After that, I am bolstered by my contemporary art dealer colleagues. For the Rhineland audience who is interested in art, I feel this deep-seated tradition of Kunsthalles and Kunstvereins, in conjunction with the high-caliber exhibitions presented in this region makes, makes for a super educated and experienced viewer to interact with any exhibition. I feel honored to participate in a presentation in that way.
Wenn eine Galerie eine andere Galerie einlädt, um eine Ausstellung in ihren Räumen zu machen, dann ist das eine Geste des Respekts und der Unterstützung, und im besten Fall profitieren beide Galerien davon. Glaubst Du, dass das Engagement und der Dialog zwischen Kolleg:innen seit der Pandemie zugenommen haben?
Eine essenzielle Erkenntnis aus der Pandemie ist vielleicht, dass wir uns mehr um unsere kollektive Gemeinschaft kümmern müssen – um zu überleben und zu florieren. Ich genieße das Gefühl, dass mein eigenes Galerieprogramm in den letzten Jahren Fortschritte gemacht hat, insofern es eine bessere Lesbarkeit dessen gibt, was ich unterstützen möchte. Es ist ein besonders belohnender Moment, wenn das Gefühl des Respekts zwischen den Galerien gegenseitig ist. Es liegt große Kraft darin, sich sozusagen „unterzuhaken“, um gestärkt eine Stimme für etwas einzusetzen, für eine interessante Position oder Idee. Es macht auch mehr Spaß, mit internationalen Kolleg:innen zusammenzuarbeiten, um gemeinsam sowohl die Logistik als auch die Feste zu planen!
When a gallery invites another gallery to do an exhibition in their space, it is a gesture of respect and support and, in the best case, both galleries benefit. Do you think that the commitment and dialogue between colleagues has increased since the pandemic?
Perhaps an essential takeaway from the pandemic was a bit more care and concern for our collective community: to survive and thrive. I have enjoyed the feeling of my own gallery program progressing in years as it offers greater legibility of what I am interested in supporting. It is a particularly rewarding moment when the feeling of respect is mutual between galleries. There’s power in linking elbows, so to say, to better proclaim “we vote for this,” for an interesting position or idea. There is also more fun and enjoyment in working with international colleagues to plan both logistics and celebrations!
Sind Galerietausch und Einladungen wie diese eine klügere Version von Kunstmessen?
Meiner Erfahrung nach ist ein Tausch leider nie so transaktionsorientiert wie die Messen es sind. Aber ich vergleiche sie nicht 1:1 miteinander. Wie bereits erwähnt, geht es bei einem Tausch viel mehr um eine angenehme professionelle Weiterentwicklung, um den Austausch von Erfahrungen, um das Kennenlernen von Gleichgesinnten: „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Es ist ein großer Moralschub und eine tolle Möglichkeit, Künstler:innen mit doppelter Fürsprache und Ressourcen zu unterstützen. Es ist auch eine fantastische Möglichkeit, in eine andere Stadt reisen und mit Strukturen zu interagieren, die nicht die eigenen sind.
Are gallery swaps and invitations like this a smarter version of art fairs?
Somehow, in my experience the swaps never provide as much transactional focus as the fairs, sadly. However, I don’t compare them 1-to-1 in this way. As stated above, the swaps are so much more about pleasurable professional development, comparing notes, introducing like-minded people: birds of a feather flocking together. It’s a huge morale boost and a great way to support an artist with double the advocacy and resources. It’s also a fantastic way to travel and interact with a city that’s not your own.
Es ist schwer, New York mit dem Rheinland zu vergleichen, aber für Galerien, die im Rheinland ansässig sind, ist das lokale Netzwerk überproportional wichtig, nicht nur wegen der Museumsdichte, sondern auch wegen der jahrzehntelangen Tradition von Sammlungen, die Spuren hinterlässt. Ist das eine Situation, die mit der in New York vergleichbar ist?
Ja! Das ist vielleicht noch eloquenter ausgedrückt als das, was ich zuvor erwähnt habe. Ich stimme zu, dass in New York der Appetit auf Kunst in den letzten Jahrzehnten immer mehr zugenommen hat, obwohl es schwer ist, dieses Phänomen mit der Rigorosität und Präzision zu vergleichen, die ich im Rheinland erlebe. Ich schätze mich glücklich, dass meine New Yorker Galerie so gut besucht ist, und ich bin optimistisch, dass die wachsende Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit es bestimmten Personen potenziell ermöglicht, einen differenzierteren Weg in ihrer Sammlungspraxis einzuschlagen. Die Herausforderung New Yorks liegt (für immer?) in dem riesigen Angebot. Gute Sammler:innen oder Kurator: innen profitieren von einem sinnvollen und bewusst gesetzten Fokus. Kollaborationen, wie die, über die wir hier sprechen, können dazu beitragen, dass sich Sammler:innen so gesehen auch auf ausgewiesene Kolleg:innen stützen.
It is hard to compare New York to the Rhineland, but, for galleries being located in the Rhineland, the local network is disproportionately important, not only because of the density of museums here, but also because of the decades-long tradition of collecting, which leaves its traces. Is this a situation which might be comparable to what you have in New York?
Yes! This is perhaps more eloquently put here than what I was conjuring above. I agree that, in New York, the appetite for art has only increased in the past couple decades, though it’s hard to compare to the rigor and precision I experience in the Rhineland. I feel fortunate to have such robust foot-traffic in my New York gallery and am optimistic that the increase in the general public’s exposure could allow for certain focused people to find their way to more nuanced paths into collecting. New York’s challenge is (forever?) in its vast offerings. A good collector or curator benefits from a meaningful and intentional focus. Collaborations, such as we are discussing here, can help focus collectors on vetted colleagues in that regard.
Was sind Deine Pläne für Deine Reise ins Rheinland?
Ich bin sehr gespannt auf die KölnSkulptur #11, die von Nikola Dietrich kuratiert wird, da sie schockierend mutige Arbeiten von Olga Balema zeigt, die ich vertrete. Ich freue mich darauf, meinen in Düsseldorf lebenden Künstler Satoshi Kojima zu treffen, den wir in den Räumen von GGC in der Albertusstraße zeigen. Ich habe bereits gehört, dass mehrere Freunde zur DC Open in die Stadt kommen. Ich freue mich natürlich darauf, Zeit mit meinen Kolleg:innen von der Galerie Gisela Capitain zu verbringen; sie sorgen für exzellente Mahlzeiten, Weine und zeigen mir Vintage-Läden. Ich bedaure, dass das Kolumba geschlossen sein wird und hoffe jedoch, dass ich dadurch mehr Zeit im Museum Ludwig verbringen kann – ich glaube nicht, dass ich auf dieser Reise Zeit für Trips außerhalb der Stadt haben werde.
What are your plans for your trip to the Rhineland?
I am very excited to see KölnSkulptur #11, curated by Nikola Dietrich, as it features shockingly bold works by Olga Balema, who I represent. I’m looking forward to catching up with my Düsseldorf-based artist Satoshi Kojima, who we are presenting at GGC’s Albertusstrasse space. I’ve already heard there are several friends coming to town for DC Open. I am excited to spend time with my colleagues at Galerie Gisela Capitain, of course; they guide me to the excellent meals, wines, and vintage shops. I am sad Kolumba will be closed so hope to spend extra time in the Museum Ludwig as I don’t think I’ll have time to venture outside of the city this trip.