EDITORIAL # 43

BUCHHANDLUNG WALTHER KÖNIG 50

Anlässlich des 50. Jubiläums der Buchhandlung Walther König in Köln präsentiert Cahier eine Auswahl von sieben Schaufenstern, die von Künstlern gestaltet wurden.

On the occasion of the 50th anniversary of the Buchhandlung Walther König in Cologne, Cahier presents a selection of seven shop window displays by artists.

Christopher Willliams, shop window Buchhandlung Walther König, Cologne 2014
Wolfgang Tillmans, Bibliography 1988–2007, shop window Buchhandlung Walther König, Cologne 2007
Johannes Wohnseifer, shop window Buchhandlung Walther König, Cologne 2014

BUCHHANDLUNG WALTHER KÖNIG 50

Gelatin, Kakabet, shop window Buchhandlung Walther König, Cologne 2007
Shop window Buchhandlung Walther König in the night of 7 March on the occasion of Martin Kippenberger’s death, Cologne 1997
Martin Kippenberger and Walther König in front of the shop window of Buchhandlung Walther König which was designed by Kippenberger, Cologne, 1983
Shop window Buchhandlung Walther König on the occasion of Sigmar Polke’s death, Cologne 2010

Art Cologne / NEUMARKT

Über die Sektion NEUMARKT In den neunziger Jahren nannte sich die Sektion „Förderkojen für Junge Galerien“. Dann änderte mein Vorgänger Gerard Goodrow den Namen zu „New Contemporaries“, und vor vier Jahren beschlossen wir, gemeinsam mit dem Beirat der Art Cologne, die Messe auf drei Ebenen aufzuteilen. Der neuen Sektion COLLABORATIONS (Gemeinschaftsstände) und der erneut umbenannten Sektion NEUMARKT (vormals „New Contemporaries“) war die oberste Messehalle vorbehalten. Vor zwanzig Jahren, in den Anfangsjahren der Messe, waren in dieser Sektion für gewöhnlich etwa zehn Galerien vertreten, die nicht älter als drei Jahre sein durften. Vor etwa sechs Jahren stieg die Zahl der Galerien dann auf 37 an. Dieses Jahr wird die Sektion NEUMARKT in die Haupthalle verlegt, rechts des Zentrums, mit einer eigenen kleinen Bar. Somit befindet sich die Sektion inmitten der etablierten Galerien.

Die teilnehmenden Galerien können zwischen verschiedenen Standformatenwählen, zum Beispiel 20 m2 für Einzelpräsentationen, oder 30 m2 für größere Projekte.

Mit vier Galerien aus dem Rheinland, drei aus London, zwei aus New York, zwei aus München und jeweils einer aus Paris, Chicago und Leipzig bietet der Bereich einen sehr konzentrierten Überblick über das heutige Geschehen. Einige der Galerien, darunter Nir Altman, M. LeBlanc und MX (Malcolm X), sind sehr jung, was den NEUMARKT hoffentlich zu einer Plattform macht, auf der neue und spannende Räume vorgestellt werden.

Meiner Meinung nach ist es entscheidend, dass wir nach geteilten Interessen zwischen den Galerien suchen und anerkennen, dass die junge Generation von Galerien ein neues Verständnis und eine neue Auffassung von Kunst mitbringt. Hierauf sollte der Fokus liegen, statt als Messe bloß eine Übersicht beliebig vieler junger Galerien anzubieten. Außerdem sollte der Beirat des NEUMARKT aktiver mitbestimmen, welche anderen Galerien einbezogen werden.

Schließlich geht es unter anderem darum, unseren Besucher*innen ein besseres Verständnis des Kontextes zu vermitteln, in dem die Galerien heute agieren. Uns hat überrascht, dass sowohl London und New York als auch das Rheinland gut vertreten sind, während erstmals seit vielen Jahren keine junge Berliner Galerie teilnimmt. Dies könnte aber auch daran liegen, dass viele junge Berliner Galerien im Bereich COLLABORATION ausstellen, darunter Tanja Wagner, Daniel Marzona und Soy Capitain.

Daniel Hug

Regarding NEUMARKT Originally the sector was called “Förderkojen für Junge Galerien” back in the 90s. My predecessor Gerard Goodrow renamed the sector New Contemporaries, then four years ago, together with the Art Cologne Beirat, we came up with a new concept of deviding the fair over three levels, with the new sector COLLABORATIONS (shared booths) and the newly rechristend sector NEUMARKT (formerly New Contemporaries) to occupy the upstairs hall alone. In the beginning 20 years ago there were usually around 10 galleries in this sector, and it was only for galleries not older than three years, it ballooned to around 37 about 6 years ago.

Now the Sector NEUMARKT has been relocated into the main hall, on the right side of the hall in the center, with its own little bar, so it sits right in the middle near the established galleries.

Galleries have a choice of booths, 20m2 for solo presentations for example, or 30m2 sized booths for bigger projects.

So with four galleries from the Rhineland, three from London, two from New York, two from Munich, one from Paris, one from Chicago and one from Leipzig, it is a very concentrated overview of what is going on today. Some like Nir Altman, M. LeBlanc and MX (Malcolm X) are very new, which hopefully will make the NEUMARKT a way to really introduce new and exciting spaces.

I think its important to note that, at least from my personal point of view, that we are looking for common interests among these galleries, that there is a new outlook and perspective on art coming from this new generation of galleries. Placing emphasis on this rather than the fair just providing an overview of a random number of new galleries, to taking a more active role through the beirat of NEUMARKT to let the Beirat really decide which other galleries they want to be associated with.

This in the end is of course more interesting for our visitors, to hopefully understand the context better in which galleries are operating today. What’s quite interesting us that New York and London are well represented as well as the Rhineland, it is probably the first time in many years that we don’t have a young Berlin gallery in the mix. But this could also be a result of many young Berlin galleries showing in Collaboration, Tanja Wagner, Daniel Marzona and Soy Capitain for example.

Daniel Hug

1: Der Kunstmarkt befindet sich weltweit im Umbruch und damit auch die Kunstmesselandschaft. Was bedeutet das für euch als Galeristen?

2: Und inwiefern ist der Neumarkt eine Antwort darauf?

ROZSA FARKAS, ARCADIA MISSA, LONDON
1: Ich denke ständig darüber nach, wie sich meine Ausgaben für Messen senken ließen. Schließlich stellt jede Messe in erster Linie ein finanzielles Risiko dar, statt einen sicheren Gewinn. Daher nehme ich zunehmend an Messen teil, zu deren Region ich eine dauerhafte Beziehung pflege; einen Dialog, der über die Messe und die Messewoche hinausgeht. Diese markttechnischen Schwierigkeiten bedeuten, dass man über Wege nachdenken muss, die Fixkosten zu senken – was letztendlich natürlich das Wachstum einschränkt. Dies kann für die Entwicklung des eigenen Projektes zwar durchaus interessant sein, erschwert aber den täglichen Betriebsablauf.
2: NEUMARKT ist bewusst darum bemüht, die Beziehungen zwischen den regionalen Sammlungen und den jüngeren Galerien der Sektion auszubauen, was meiner Meinung nach von einem Bewusstsein über die Notwendigkeit des langfristigen Engagements zeugt, auf das die jungen Galerien angewiesen sind. Wir sind auf Sammler*innen angewiesen, die der Galerie treu sind und sich regelmäßig mit dem Programm auseinander setzen – nicht nur ein paar Mal im Jahr auf einer Messe.

JAN KAPS, KÖLN
1: Ich denke man arbeitet generell reflektierter und auch spezifischer. Es ist gut zu erleben, dass inhaltlich schärfer gedacht wird. Auch sehe ich Tendenzen von mehr Transparenz, höherer Sichtbarkeit und schnellerer Kommunikation durch die Medien unserer Zeit als erfrischend an. Konkret im Bezug auf die Messelandschaft versuche ich unabhängig von Quadratmeterpreisen oder Teilnehmer zahlen junge, unetablierte Positionen am richtigen Ort und zur richtigen Zeit zu zeigen.
2: Der Neumarkt bietet hohe regionale sowie internationale Sichtbarkeit, eingebunden in ein etablierteres Teilnehmerfeld, nicht abgegrenzt, zu fairen Konditionen für eine junge Galerie.

ROB TUFNELL, KÖLN
1: Die ganze Welt befindet sich im Wandel, und die daraus resultierenden Probleme beschränken sich nicht bloß auf den Kunstmarkt. Ich persönlich versuche, die Fixkosten so niedrig als möglich zu halten – unter anderem habe ich meine Galerie in London vorübergehend geschlossen, um mich ganz auf Köln zu konzentrieren. Ich gehe davon aus, dass die Mieten in Großbritannien nach dem Brexit sinken werden, und ziehe es in Betracht dort neu zu eröffnen, falls dies der Fall sein sollte. Falls nicht, würde ich nach einem anderen Standort zu suchen, möglicherweise Brüssel. In der Zwischenzeit strebe ich größere Sichtbarkeit durch Messebeteiligungen an: Während ich letztes Jahr ausschließlich auf der Art Cologne ausgestellt habe, beteilige ich mich in diesem Jahr an drei Messen, von denen ich an zwei noch nie teilgenommen habe. Zugleich gehe ich geringere Risiken ein, indem ich erschwinglichere Arbeiten von etablierteren Künstler*innen anbiete.
2: Die NEUMARKT-Sektion wurde jetzt von der obersten Etage ins Zentrum der Messe verlegt und sie ist im Vergleich zu den Vorjahren kleiner geworden, was eine bessere Übersichtlichkeit für die Besucher*innen und eine höhere Qualität mit sich bringt. Auch haben wir gemeinsam mit der Messe eine Reihe von Strategien entwickelt, sowohl um der lokalen Sammlerszene ausländische Galerien vorzustellen, als auch um international renommierte Kurator*innen anzuziehen. Die Art Cologne mag die älteste Messe für zeitgenössische Kunst sein, doch hängt ihre Zukunft davon ab, dass sie auf die nächste Generation von Galerien und Sammlern eingeht.

DEBORAH SCHAMONI, MÜNCHEN
1: Ich mache die Galerie seit 2013, daher habe ich nicht den Vergleich zu den angeblich besseren Jahren davor. Jetzt ist es natürlich so, dass alles sehr schnell geht, die Karrieren der Künstler*innen unglaublich schnell verlaufen können, es sehr viele Messen gibt und von Galerien – eigentlich von allen Seiten – viel an Service erwartet wird. Aber die Vielfalt der oft auch kleineren und günstigeren Messen finde ich gut: Man kann viel ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Die Sunday Art Fair beispielweise war für mich in London sehr gut, oder auch Art-O-Rama in Marseille. Mir scheint, die Vernetzungen sind nicht mehr nur lokal, sondern es hat auch mit der Wahl der Messen zu tun – es gibt die LISTE Art Fair Galerien, die Paris Internationale Galerien.Ich freue mich immer zu sehen, was die anderen Galerien zeigen. Natürlich strebt alles auf das gleiche Boot – die Art Basel –, aber ich denke, wir haben alle genug Gelegenheiten ein Galerieprofil bezüglich der Messeauftritte zu entwickeln und dabei auch herauszufinden, wie man Künstler*innen und Galerie produktiv präsentieren kann. Die Sammler, mit denen ich weitestgehend arbeite, sind gut informierte Kunstliebhaber, keine Millionäre. Ich versuche Ihnen auf Dauer in der Entwicklung ihrer Sammlung
ein verlässlicher Partner zu sein; das ist dann natürlich optimal. Also sowohl in der Vermittlung schnell aufstrebender junger Künstler*innen zu reagieren als auch die eher stetigen, sich Zeit lassenden Entwicklungen zu verfolgen und zu unterstützen. Als Galerie sind wir so flexibel und vielfältig wie es die Arbeiten und auch die Charaktere der Künstler*innen es erfordern.
2: Der Neumarkt Sektor auf der Art Cologne bietet uns jungen Galerien die Möglichkeit, sich auf einer Top Messe zu präsentieren. Es ist wirklich gut, dass das Messeteam und auch wir vom Komittee viel darüber gesprochen haben, wie man gerade die jungen Galerien noch mehr unterstützen kann. Dabei spielt die Sichtbarkeit des Standes eine große Rolle, das heißt wenn wir in diesem Jahr mit Neumarkt zwischen den etablierten Galerien positioniert sind, ist das besser. Auch die Patenschaft – mit der Idee, die rheinländischen Sammler ein wenig in die Verantwortung zu nehmen – ist eine gute Sache.

Die Reduzierung auf nur 13 Galerien, macht den Sektor natürlich sehr begehrlich, wir werden beobachten wie sich das auswirkt. Die Auswahl der Galerien ist jedenfalls ausgezeichnet, und es wird ein spannendes Neumarktjahr.

Art Cologne, 11.–14.04.2019
www.artcologne.de

1: The global art market is in a state of change, and with it the art fair scene, too. What does this mean for you as gallerists?

2: In what way is Neumarkt a response to this?

ROZSA FARKAS, ARCADIA MISSA, LONDON
1: I am constantly thinking about how I can lower my spend on fairs, each one you do you have to see as a financially risk, rather than a certainty to make money. So I am increasingly doing fairs where I have an ongoing relationship with the region, a dialogue that extends outside just the fair and that particular week. The market difficulties mean that you are having to think about ways you can lower overheads, which of course prevents you growing, this can be interesting however for how your project develops, although it makes the daily running of things hard.
2: It makes a conscious effort to nurture relationships between collections in the region and the younger galleries in Neumarkt, which I think shows an understanding of the longer term commitment young galleries need. We need collectors who follow the gallery and are regularly engaging with the programme – not just a couple of times a year at a fair.

JAN KAPS, COLOGNE
1: In general, I think one works in a more reflective and also more specific way. It is good to see that content is being more astutely conceived. I also find these trends of more transparency, higher visibility, and faster communication through the media of our time refreshing. In relation to the art fair scene in particular, I try to show young, unestablished artists in the right place and at the right time, regardless of the price per square meter or attendance figures.
2: Neumarkt offers high regional and international visibility, integrated into a more established field of participants, not limited, with fair conditions for a young gallery.

ROB TUFNELL, COLOGNE
1: The whole world is in a state of change and the resulting problems are not confined to the art market. Personally I’m keeping overheads as low as possible – I’ve closed my gallery in London for now to focus on Cologne. I expect rents will fall in the UK in the months after the UK leaves the EU and I will look to re-open there once that happens or alternatively open elsewhere – possibly in Brussels. In the meantime I’m looking for greater visibility through fair participation. Last year I only exhibited at one fair (Art Cologne), this year I will participate in three (two of which I haven’t done before). At the same time I have been taking less risks by offering more affordable works by established artists.
2: Neumarkt has now been relocated into the heart of the fair rather than being confined to another floor. it’s a smaller section than in previous years and is thus more manageable for visitors and of a higher quality. There are also a number of strategies we have developed with the fair to introduce galleries visiting from abroad to the local collector base and, at the same time, work on attracting internationally prominent curators to the fair. Art Cologne may be the oldest contemporary art fair but it has to look after its future by nurturing the next generation of galleries and collectors.

DEBORAH SCHAMONI, MUNICH
1: I’ve been running the gallery since 2013, so I can’t compare it to the supposedly better years before then. Now, of course, everything goes very quickly, artists’ careers can develop incredibly fast, there are so many fairs, and a lot is expected of galleries— in fact, of all parties—in terms of service. But I like the diversity of the often smaller and cheaper fairs, you can try out a lot of things and gain experience. For example, the Sunday Art Fair in London was really good for me, as well as Art-O-Rama in Marseille. It seems to me that networks are no longer only local, but are also to do with the choice of fairs—there is the LISTE Art Fair galleries, or Paris Internationale galleries. I’m always happy to see what the other galleries are showing. Of course, we’re all aiming for the same goal—Art Basel—but I think we all have enough opportunities to develop a gallery profile in terms of art fair appearances, and also to find out how to present artists and the gallery productively. The collectors I work with the most are well-informed art lovers, not millionaires. In the development of their collection I try to be a long-term reliable partner, which is of course ideal. This means being responsive both in the mediation of fast-rising young artists and pursuing and supporting the steadier developments that take a bit more time. As a gallery we are as flexible and diverse as the works and the artists’ natures require.
2: The Neumarkt sector at Art Cologne offers us young galleries the opportunity to present ourselves at a top art fair. What is really good is that the fair team and we as a committee have talked a lot about how to support the young galleries even more. The visibility of the stand plays a big role here, so if Neumarkt is positioned between the more established galleries this year, then that is even better. Sponsorship—this idea that the Rhineland collectors could take a bit of responsibility— is also a good thing.
Of course, the reduction to only 13 galleries makes the sector very desirable, we’ll see what the outcome of that is. In any case, the choice of galleries is excellent, and it will be an exciting year for Neumarkt.

Art Cologne, 11.–14.04.2019
www.artcologne.de