EDITORIAL # 54

SAMMELN

Braunsfelder FamilyCollection
Der bewohnte Garten
Julia Stoschek Collection
KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION
KAT_A/ Kunst am Turm
Langen Foundation
Philara Collection
Privatsammlung Rosi und Rudolf Dahmen

Philipp Fernandes do Brito

Es gibt Momente, da kann es geschehen, dass Dinge und Objekte, die über die Dauer eines Lebens in einer Sammlung zueinandergefunden haben, im Augenblick ihrer Betrachtung plötzlich von einer Idee oder vielmehr einer Vision zeugen. Einem Weg, die Dinge zu sehen. Die Momente, in denen dies wahrhaftig geschieht, sind rar – wie das Aufblitzen einer Reflektion, in deren Brechung wir etwas über die Personen zu erfahren scheinen, denen wir ihre Zusammenstellung verdanken. Dabei spiegeln die in ihnen enthaltenen Werke – als Modell oder Entwurf der Welt – nicht nur eine eigene Vorstellung von dem, was Wirklichkeit ist, sondern verstehen sich gleichwertig auch – im Kontext einer Sammlung – als Zeugen eines vielfältigen Beziehungsgeflechts, das erst mit und vor allem durch die Schlüsselfigur des Sammlers entsteht.

Als Protagonist, dessen Interesse wie Leidenschaft sich spätestens seit Ende der 1950er Jahren im wahrsten Sinne zwischen den beiden Polen des Diktums Kunst = Leben in unserer Gesellschaft bewegt, wird seine Passion indes vor allem in der Aufbruchstimmung der neuen zeitgenössischen Kunst der Wirtschaftswunderjahre zum historischen Spiegel unserer Zeit. Im Rheinland, das sich seit jeher mit seinen kulturellen Zentren zwischen Rhein und Ruhr als Mittelpunkt Westdeutschlands verstand, setzten dabei vor allem Sammlerinnen und Sammler – allen voran der Chefrestaurator des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig Wolfgang Hahn – Maßstäbe: Hahn ermöglichte Daniel Spoerri die Umsetzung seines Fallenbildes Hahns Abendmahl (1964) in seinen eigenen vier Wänden, positionierte Andy Warhols Nachbau eines Brillo-Kartons (ca. 1964) inmitten seines Wohnzimmers zwischen George Segals wegweisender Gipsfigur Woman in a Restaurant Booth (1961) sowie weiteren Werken der noch jungen Pop Art, des Fluxus oder des Noveau Realisme, neben denen auch Lawrence Weiner sein Konzept A SQUARE REMOVAL FROM A RUG IN USE (1969) realisierte. So verschmolz Hahn symbiotisch Möbel, Interieur und Alltag mit dem, was später zu einer der bedeutendsten Pionierleistungen auf dem Gebiet der Sammlungen zeitgenössischer Kunst werden sollte. Nahm der Zusammenfall von Kunst = Leben im bis unters Dach gefüllten Hause Wolfgang Hahns die Züge eines Gesamtkunstwerkes an, so bildet er gleichermaßen auch einen Paradigmenwechsel ab, dessen Wende sukzessive auch im Rheinland nach dem Erfolg der II. documenta und dem unablässigen Engagement prononcierter Galeristen in der zu ihrer Zeit irritierenden Erweiterung und im Umdenken über die Grenzen dessen, was Kunst ist, spürbar wurde. Ephemeres und Alltägliches ergänzten hier den Materialbegriff, während sie die Kölner Sammlerin Gisela Fitting 1966 bei Rudolf Zwirner dazu verleiteten während der ersten Ausstellung Dan Flavins, mit dem Absatz versehentlich Flavins Neonröhren zu zertreten. „Sie sind und bleiben ein Schelm“ antwortete Fitting auf Zwirners Bemerkung, sie habe gerade ein Kunstwerk für 2.000 Deutsche Mark zerstört. Sammeln war dabei nichts Neues, hatten doch große Sammlungen wie etwa die des Kölners Ferdinand Franz Wallraf, die der Bankiersfamilie Von der Heydt in Wuppertal oder Josef Haubrichs in Köln und Franz Kluxens in Münster, welcher als erster Deutscher einen Picasso kaufte, bereits deutliche kulturelle Spuren hinterlassen. Hier waren es nun die rheinischen Metropolen wie Münster, Aachen, Düsseldorf, Bochum, Essen, Köln, oder Wuppertal und Krefeld mit ihrer Textilindustrie, die Sammler zeitgenössischer Kunst im Zuge des finanziellen Aufschwungs des deutschen Wiederaufbaus hervorbrachten. Der Prototyp eines Sammlers war dabei der Aachener Schokoladenfabrikant Peter Ludwig, welcher – neben Fänn & Willy Schniewind, Walther & Helga Lauffs oder Helmut Klinker – begeistert von der 1968 erstmals im Wallraf-Richartz-Museum gezeigten Sammlung Hahn begann, den Grundstein für seine spätere Sammlung zu legen. Wie Hahn, informierte sich der in Koblenz geborene und bis heute prominenteste Sammler des Rheinlands, dessen stattliche, über 1,90 Meter große Erscheinung zwischen dem Ebenbild eines Rheinischen Kapitalisten zur Zeit des Wirtschaftswunders und der Autorität eines Generaldirektors im maßgeschneiderten grauen Anzug mit perfekt sitzender Krawatte changierte, bei seinen Besuchen in Galerien wie sich Rudolf Zwirner erinnert: „Er schritt die Bilder ab und fragte bei jedem: „Von wem ist das?“ – „Warhol.“ – „Was kostet das?“ – „4000 Mark.“ Beim nächsten: „Von wem ist das?“ – „Lichtenstein.“ – „Was kostet das?“ – „8000 Mark.“ Und: „Von wem ist das?“ – „Rosenquist. 5000.“ Dann verabschiedete er sich ohne weiteren Kommentar. Zu meiner erstaunten Frau sagte ich vorausahnend: „Der kommt wieder.“ Und Ludwig, wie auch viele seiner Freunde und Mitstreiter, kam wieder, um gemeinsam mit seiner Frau Irene von nun an breit gefächert, aber immer mit dem Anspruch, die Welt abbilden zu wollen, zu sammeln. Einer Vision, deren Echo sich in viele der seit 1960 im Rheinland entstehenden Sammlungen zeitgenössischer Kunst über die Jahrzehnte der Arbeit von Galerien, Museen und Ausstellungsräumen nachspüren lässt und die ohne den Enthusiasmus der Sammler nicht möglich wäre. Physisch wie inhaltlich, theoretisch wie ästhetisch, emotional wie historisch. Wie die Kunstwerke sprechen die Sammlungen dabei an einem eigens für sie geschaffenen Ort zu jedem von uns – je nachdem, wie wir sie immer wieder betrachten. Acht öffentlich zugängliche Privatsammlungen von ihnen sind im Folgenden eingeladen, sich vorzustellen und von ihrer Haltung zur Welt und ihrer Liebe zu den Werken zu erzählen.

There are moments in which things and objects, such as those gathered together for a whole life long within a collection, will suddenly reveal to their observer an idea, or, rather, a vision. A manner of seeing. Moments in which this truly happens are rare, for they come like a flash—a reflection, in whose refracted image we feel to have learned something about the people responsible for this gathering together. At the same time, the grouping of works—as models or blueprints for the world—reflect not only their own images of reality, but also, in the context of the collection, bear witness to a multifaceted web of relationships that emerges only with and, above all, through the key figure of the collector.

As a protagonist whose enthusiasm as well as passion oscillated between the two poles of the dictum ‘art = life’ since at least the end of the 1950s, there is a collector whose fervor has become like a historical mirror of our time and, especially, that spirit of optimism found in new contemporary art during the Wirtschaftswunder years in Germany. In the Rhineland, which, with its cultural centers located between the Rhine and the Ruhr rivers, has always seen itself as the epicenter of West Germany, it was above all the collectors, and, chief among these, Wolfgang Hahn, head of the conservation department at the Wallraf-Richartz-Museum and the Museum Ludwig, who set the tone. It was Hahn who, in his own home, enabled Daniel Spoerri to realize his ‘trap’ painting Hahn’s Supper (1964); Hahn who positioned Andy Warhol’s replica works of Brillo Boxes (1964) in the middle of his living room alongside George Segal’s groundbreaking plaster figure Woman in a Restaurant Booth (1961) and other works by artists from the still-young Pop Art, Fluxus, or Noveau Realisme movements. Here, too, was where Lawrence Weiner realized his concept work A SQUARE REMOVAL FROM A RUG IN USE (1969), which symbiotically incorporated furniture, domesticity, and everyday life into a collection that would later become recognized as one of the most important achievements in the field of contemporary art collecting. If the collapsing of the dichotomy between ‘art’ and ‘life’ found in Wolfgang Hahn’s full-to-therafters home seemed to render it a Gesamtkunstwerk, it also revealed a paradigm shift. After the success of II. documenta and the relentless commitment of gallerists to what was, at that time, an unsettling expansion and rethinking of the boundaries of art, a turning point was felt to be occurring in the Rhineland. Here, ephemeral and everyday objects were expanding the very concept of material, sometimes with lightly tragic results: At Rudolf Zwirner’s 1966 exhibition of Dan Flavin’s light sculptures, Cologne collector Gisela Fitting was led to accidentally trample the artist’s neon tubes with the heel of her shoe. In answer to Zwirner’s remark that she had just destroyed an artwork worth 2,000 German marks, Fitting replied to him, “You are and remain a rascal.” Collecting was, at the time, nothing new. Large collections such as those of Cologne’s Ferdinand Franz Wallraf, the Von der Heydt banking family in Wuppertal, Josef Haubrich in Cologne, and, in Münster, that of Franz Kluxen, who was the first German to buy a Picasso, all had by then left clear cultural traces. Now, during the financial boom that came during German reconstruction, it was the Rhenish metropolises such as Münster, Aachen, Düsseldorf, Bochum, Essen, Cologne, or Wuppertal and Krefeld with their textile industries, that were producing collectors of contemporary art. Alongside collectors like Fänn and Willy Schniewind, Walther and Helga Lauffs, or Helmut Klinker, the prototypical collector of the time was the Aachen chocolate manufacturer Peter Ludwig, who, inspired by the first public exhibition of the Sammlung Hahn at the Wallraf-Richartz-Museum in 1968, began to lay the foundation for his own collection. Now recognized as the most prominent collector in the Rhineland, the Koblenz-born Ludwig was a man of stately frame (over six feet) and bearing, whose appearance, in his gray bespoke suit and perfectly knotted tie, combined the very image of a Rhenish capitalist at the time of the Wirtschaftswunder with the authority of a general manager. Like Wolfgang Hahn, Ludwig liked to inform himself during his visits to galleries. As Rudolf Zwirner recalls: “He walked by the paintings and asked at each one, ‘Who’s that by?’ – ‘Warhol.’ – ‘How much is it?’ – ‘4,000 marks.’ At the next one, ‘Who’s that by?’ – ‘Lichtenstein.’ – ‘How much is it?’ – ‘8,000 marks.’ And: ‘Who’s that by?’ – ‘Rosenquist. 5,000.’ Then he took his leave without further comment. To my astonished wife I said knowingly, ‘He’ll be back.’” Peter Ludwig, as well as many of his friends and fellow collectors, began, along with his wife Irene, to collect widely, though always with the core aspiration of representing the world. This was a vision whose resonances can be felt in many of the collections of contemporary art formed in the Rhineland since 1960 and in the decades of effort by galleries, museums, and exhibition spaces, all of which would be impossible without the enthusiasm of such collectors. It was allinclusive: physical as well as content-based, theoretical as well as aesthetic, emotional as well as historically-informed. Like the works of art contained therein, such collections speak to us from a place created expressly for them. They speak to each of us, accordingly to how we come to them, again and again, to observe. Eight such collections, private ones which have been opened to the public, are invited in the following pages to introduce themselves, to share their conceptions of the world and express the love they have for the works.

Braunsfelder FamilyCollection

Georg Jacobi

Sammeln ist …
im Blut, Leidenschaft, befriedigend, Inspiration, problematisch fürs Konto, erweiternd für den Horizont, verrückt, DNA, über Generationen vererbbar, zur Gardine passend, gut für die Hausratversicherung, psycho, schön, Lernen bei Gesprächen mit Künstler*innen, ein Bauchgefühl, auch krank machend, für alle Menschen gut, spannend, friedvoll, provozierend, aufwühlend, erotisch, ein kritischer Blick auf die Gesellschaft, gut fürs Ego, flippig, wertvoll, eine bereichernde Zusammenarbeit mit Galerien, verantwortlich für viele Reisen, cool, ursächlich für Bauchgrummeln, wunderbar, Lustgewinn, angeberisch, lokal bis international, sexistisch, Menschen verbindend, gut für Freundschaften, Neid erzeugend, ängstlich, der Frühling, beunruhigend, Haus füllend, einengend, anstrengend, die Möglichkeit, Menschen zu verbinden, Kultur, klar im Blick, aufreibend, Veränderung, Teilhabe, grenzenlos, privat.

Sammeln ist alles – und ist zum Glück unglaublich erfüllend!

Collecting is…
in the blood, passion, satisfaction, inspiration, problematic for the bank account, broadening for the horizons, crazy, in the DNA, passed down through generations, goes well with the curtains, good for homeowner’s insurance, psycho, beautiful, learns from conversations with artists, a gut feeling, that can also make you ill, good for everyone, exciting, tranquil, provocative, stirring, erotic, a critical view of society, good for the ego, far out, valuable, an enriching collaboration with galleries, cause of many trips, cool, responsible for grumblings in the belly, wonderful, pleasurable, braggadocious, local and international, sexist, bringing people together, good for friendships, cause for envy, anxiety, springtime, unsettling, housefilling, constricting, exhausting, an opportunity to connect people, culture, seeing clearly, grueling, transformation, participation, borderless, personal…

Collecting is everything – and is fortunately unbelievably fulfilling!

Der bewohnte Garten

Michael Zimmer

Der bewohnte Garten war mein Traum und ist heute meine Leidenschaft. Ein Ort der Ruhe, ein Wohnzimmer im Garten. Die einzelnen Skulpturen sind die Gäste, die den Garten bewohnen und in einzelne Räume gliedern. Gestaltet, gemeinsam mit den Künstler/-innen. Ein Ort der Erholung und Entspannung, den wir nach Voranmeldung öffentlich zugänglich machen, um den Garten mit Menschen zu teilen, die auch so große Freude daran haben.

Jemanden zu wissen, der mit uns übereinstimmt… macht uns das Erdenrund erst zu einem bewohnten Garten… (nach J. W. v. Goethe)

An inhabited garden was my dream and is today my passion. A place of peace, a living room in a garden. The individual sculptures are the guests who inhabit the garden and divide it into individual spaces. Designed in collaboration with the artists. A place of rest and relaxation that we have made open by appointment to the public. To share the garden with those who enjoy it as much as we do.

To know someone who is in sympathy with us… Makes for us the earth an inhabited garden. (J.W.v. Goethe)

Julia Stoschek Collection

Julia Stoschek

Die rheinische Kunstszene ist über Generationen mit dem besonderen Bürgertum des Rheinlands gewachsen. Es existiert eine große Offenheit und Akzeptanz für die verschiedensten künstlerischen Ausdrucksformen und Avantgarden, die ihren Platz in einer Reihe hochkarätiger Kunstinstitutionen in der Region finden.
Im Jahr 2007 habe ich mich deshalb ganz bewusst dafür entschieden, meine Sammlung für zeitbasierte Kunst an diesem Standort aufzubauen und in einem denkmalgeschützten Fabrikgebäude in Düsseldorf-Oberkassel zu präsentieren. Auf mehr als 2500 m2 werden die rund 930 Werke in Wechselausstellungen gezeigt. Der Düsseldorfer Standort, der 2016 um ein Ausstellungshaus in Berlin ergänzt wurde, ist das Herz der Sammlung.
Im Juni 2022 feiert die JULIA STOSCHEK COLLECTION bereits ihr 15-jähriges Jubiläum! Aus diesem Anlass habe ich Hans-Ulrich Obrist eingeladen, eine Gruppenausstellung zur Verbindung von Videospielen und Medienkunst zu kuratieren. Computer- und Videospiele haben als Massenmedium ihren Weg in nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche gefunden. Ähnlich wie die Kunst, erschaffen sie imaginäre virtuelle Welten, die unsere Vorstellungsgrenzen erweitern. So sind Computer- und Videospiele zu einem wichtigen Einfluss für die zeitgenössische Kunst geworden. Die Ausstellung WORLDBUILDING, die am 4. Juni 2022 eröffnet, wird diese Beziehung historisch bis in die Gegenwart nachzeichnen.
Relevante Kunst muss sich immer an der Spitze gesellschaftlicher Entwicklungen bewegen, und ich habe es bis heute nie bereut, dieser Leidenschaft im Austausch mit dem wunderbaren Publikum im Rheinland nachzugehen.

The Rhineland art scene has grown over generations along with the unique society found there. A great openness and acceptance exist there for the most diverse forms of artistic expression and avant-gardes, which all find their place in a number of world-class art institutions in the region. This is why, in 2007, I consciously decided to establish my collection of time-based media art at this location, presenting it in a former landmarked factory building in Düsseldorf- Oberkassel. The Düsseldorf location, which was supplemented in 2016 by an exhibition house in Berlin, forms the heart of the collection.
In June 2022, the JULIA STOSCHEK COLLECTION will already celebrate its 15th anniversary! To mark the occasion, I have invited Hans-Ulrich Obrist to curate a group exhibition on the connection between video games and media art. In a way similar to time-based media art, computer and video games create virtual worlds that expand the boundaries of our perception. For this reason, computer and video games have become an important influence for contemporary art. The exhibition WORLDBUILDING (opening: 4 June 2022) will trace this relationship historically to the present. Relevant art should always be at the forefront of social change, and to this day I have never regretted pursuing this passion in an exchange with the wonderful audience found in the Rhineland.

KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION

Monika Schnetkamp

Als leidenschaftlich kunstinteressierte Unternehmerin und engagierte Sammlerin habe ich 2008 die gemeinnützige Kunstinstitution KAI 1O I ARTHENA FOUNDATION im Düsseldorfer Medienhafen gegründet, die sich der Förderung zeitgenössischer Kunst widmet. In über 13 Jahren konnten in 38 thematischen Gruppenausstellungen weit über 250 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt präsentiert werden. Inzwischen hat sich das Ausstellungshaus mit seinem eigenen Profil auch international einen Namen gemacht.
Unabhängig von KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION gibt es meine internationale Sammlung von Gegenwartskunst, die mittlerweile auf rund 900 Werke von ca. 150 Künstlerinnen und Künstlern angewachsen ist. Die Sammlung ist multimedial angelegt, wobei der Schwerpunkt auf dreidimensionalen Werken, insbesondere Skulpturen und installativen, raumbezogenen Arbeiten liegt. Besonderen Wert lege ich darauf, Arbeiten bestimmter Künstlerinnen und Künstler in größere Gruppen zusammen zu fassen, um deren Entwicklung verfolgen und kommentieren zu können. Das Spektrum der Sammlung ist international mit einem Fokus auf Europa. Die daraus resultierenden Dialoge unterschiedlicher Standpunkte und Einflüsse scheinen mir in der jetzigen Situation der zunehmenden politischen und kulturellen Kontroversen in Europa ein bedeutendes Statement zu sein. In naher Zukunft soll diese Sammlung zeitgenössischer Kunst der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

As a businesswoman with a passion for art and a committed collector, I founded the non-profit art institution KAI 1O I ARTHENA FOUNDATION in Düsseldorf’s Medienhafen in 2008, which is dedicated to promoting contemporary art. Over the course of 13 years, 38 thematic group exhibitions have presented more than 250 artists from all over the world. Along the way, the exhibition house’s own profile has come to be known internationally.
Existing separately from the KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION, there is my international collection of contemporary art, which has now grown to include around 900 works by about 150 artists. The collection is multimedia in focus, with an emphasis on three-dimensional works, especially sculptures and installationbased, site-specific pieces. I attach particular importance to bringing together works by specific artists into larger groups, in order to be able to trace and comment on their development. The collection is international in scope with a focus on Europe. The resulting dialogues of different viewpoints and influences appear to me as significant statements in this current situation of increasing political and cultural strife in Europe. This collection of contemporary art will be opened to the public in the near future.

KAT_A/ Kunst am Turm

Andra Lauffs-Wegner

Die Sammlerin Andra Lauffs-Wegner hat mit ihrem Ausstellungsraum KAT_A ein vielbesuchtes Forum für internationale Kunst der Gegenwart geschaffen. Für ihr außergewöhnliches Ausstellungskonzept hat sie das historische Gebäude „Haus Hedwig“ und den großzügigen Park rund um das klassizistische „Haus im Turm“ mitten in von Bad Honnef am Rhein ausgewählt. In ihren wechselnden Ausstellungen zeigt sie Positionen sowohl etablierter als auch junger Künstler ihrer Sammlung und stellt sie in immer wieder spannende Dialoge und Gegenüberstellungen. Um kunsthistorische Aspekte zu beleuchten und aktuelle Fragestellungen zu formulieren, werden die Ausstellungen mit permanenten und neuen Installationen und Skulpturen auf dem historischen Parkgelände ergänzt.
Andra Lauffs-Wegner führt durch ihre Ausstellungen persönlich und unterstreicht so den bewusst privat und persönlich gewählten Rahmen von KAT_A, um einen direkteren Zugang zur Kunst zu eröffnen. Seit 2021 hat Andra Lauffs-Wegner den Kunstpreis KAT_A-AWARD ins Leben gerufen, um junge Künstlerinnen und Künstler gezielt zu fördern.

Fotoarbeiten von Heji Shin

With her exhibition space KAT_A, collector Andra Lauffs-Wegner has created a muchvisited forum for international contemporary art. For her extraordinary exhibition concept she has chosen the historic building “Haus Hedwig” and the spacious park around the classicistic “Haus im Turm” in the center of Bad Honnef on the Rhine river. In her rotating exhibitions, she presents positions of both established and young artists from her collection and places them into new and exciting dialogues and juxtapositions. In order to illuminate art-historical aspects and formulate of-the-moment questions, the exhibitions are supplemented with permanent and new installations and sculptures set amid the historic park grounds. Andra Lauffs-Wegner personally guides visitors through her exhibitions, underscoring the deliberately private and personal context ofKAT_A and, in this way, opening up a more direct approach to the art. Since 2021, Andra Lauffs-Wegner has awarded the art prize KAT_A-AWARD, which aims to specifically promote young artists.

photographic works by Heji Shin

Langen Foundation

Sabine Langen-Crasemann und Karla Zerressen

Eingebettet in den Kulturraum Hombroich, ist die Langen Foundation seit 2004 im außergewöhnlichen Bau des japanischen Pritzker-Preisträgers Tadao Ando beheimatet. Das weitläufige Areal unseres Ausstellungshauses verfügt durch seine unmittelbare Begegnung von Kunst und Natur, Innen und Außen, Licht und Schatten über eine ganz besondere Atmosphäre und ist Anziehungspunkt für ein breites regionales und internationales Publikum.
Ursprung der Foundation ist die Sammlung von Viktor und Marianne Langen, die seit den späten 1940er Jahren Werke der Malerei des 20. Jahrhunderts und eine in Umfang und Qualität in Europa einzigartige Japan-Sammlung mit ca. 350 Werken zusammentrugen. Dieses breite Spektrum einzigartiger Objekte geht zurück auf ihre Motivation, die Welt auf ihren Reisen durch die Kunst zu verstehen. Ihr großes Anliegen, die Sammlung für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und der Gesellschaft etwas zurückzugeben, war dabei Grundlage für den Bau des Hauses, das heute das wichtigste Kunstwerk der Sammlung ist.
Mit einem breit gefächerten Programm zur Gegenwartskunst, vielbeachteten Ausstellungen und Offenheit gegenüber anderen kulturellen Disziplinen entwickeln wir das kulturelle Vermächtnis der Stifter Viktor und Marianne Langen ständig weiter, nicht zuletzt damit dieser besondere Ort der kulturellen Begegnungen dauerhaft für ein breites Kulturgeschehen erhalten bleibt.

Embedded into the cultural area of Hombroich, the Langen Foundation has found its home since 2004 in an extraordinary building designed by the Japanese architect and Pritzker Prize winner Tadao Ando. The spacious premises of our exhibition house have a very special atmosphere, due to a direct encounter between art and nature, inside and outside, light and shadow. They are also a special point of attraction for a broad regional and international audience. The origin of the Foundation can be found in the collection of Viktor and Marianne Langen, who, starting in the late 1940s, have brought together works of 20thcentury painting and a collection, unique in Europe in terms of scope and quality, of some 350 works of Japanese art. This broad spectrum of unique objects can be traced back to the collectors’ motivation to understand their travels through the world via art. Their great desire to make the collection accessible to the public and to give something back to society was the basis for the construction of the house, which is today the most important artwork in the collection. With a wide-ranging program of contemporary art, acclaimed exhibitions, and an openness towards other cultural disciplines, we are constantly building upon the cultural legacy of the founders Viktor and Marianne Langen, ensuring that this extraordinary location for cultural encounters can be permanently preserved for a wide range of cultural events.

Philara Collection

Gil Bronner

Malerei was my first love … und ich würde immer noch sagen, dass sie mir sehr am Herzen liegt. Als ich mit dem Sammeln begann, realisierte ich schnell, dass es nicht nur um das Anhäufen von Objekten geht – man „sammelt“ auch Begegnungen. Auseinandersetzungen. Ich stehe gerne langfristig mit den Künstlern und Künstlerinnen im Austausch. Ich hatte nie den Masterplan einer öffentlichen Institution. Es ist organisch gewachsen. Erst gab es Kunst im Umfeld meiner Eltern, in den Museen und Galerien, die wir besuchten. Dann an den Wänden meines Hauses, gefolgt von den ersten kleineren Ausstellungsräumen. Seit 2016 gibt es mit der Sammlung Philara ein öffentliches Ausstellungshaus für lokale und internationale Gegenwartskunst. Alleinstellungsmerkmal ist der Fokus auf den lokalen Nachwuchs sowie bereits etablierte, international agierende Künstler und Künstlerinnen und eine interdisziplinäre Ausrichtung. Darüber hinaus engagiere ich mich mit meiner Familie seit Jahren im Kunstpalast und wir fördern ein Residency-Programm. Es geht über ein Hobby hinaus, es ist pathologisch. Ich komme da wahrscheinlich nicht mehr raus. Mein Engagement ist aber ein ernsthafter Versuch, ein Stück weit gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Das Sammeln verändert sich – durch die Räume oder schlichtweg durch die Zeit. Die Aufgaben wachsen. Was bleibt, ist der Austausch, der sich sogar noch erweitert hat, weil man mehr Menschen erreicht.

Mit Künstlerin Barbara Kasten

Painting was mon premier amour… and I would still say that it is very close to my heart. When I began collecting, I quickly realized that it isn’t just about accumulating objects—one also “collects” encounters. Interactions. I like to be in exchange with the artists over the long term. I never had any master plan for a public institution. It grew organically. At first, there was art in the world of my parents, in the museums and galleries that we visited. Then on the walls of my house, followed by the first small exhibition rooms. Since 2016, there has been a public exhibition space for local and international contemporary art, the Philara Collection. Our special characteristic is a focus on local, up-and-coming artists as well as established, internationally active artists, combined with an interdisciplinary orientation. Additionally, I have been involved with the Kunstpalast for years along with my family and we sponsor a residency program. This goes beyond a hobby, it’s pathological. I’ll probably never be free of it. But really my engagement is an honest attempt to assume a bit of social responsibility. Collecting is always changing—from space to space and also just over the course of time. The challenges grow. What remain, though, are the exchanges. And as you reach more people, the exchanges grow as well.

With artist Barbara Kasten

Privatsammlung Rosi und Rudolf Dahmen

Rosi und Rudolf Dahmen

Vor etwa zehn Jahren haben wir hier in Düsseldorf-Flingern eine alte Squashanlage mit zwölf Squashhallen und verschiedenen Nebenräumen gefunden, die 15 Jahre leer stand und mit der anscheinend niemand etwas anzufangen wusste. Wir haben die Anlage in den folgenden zwei Jahren entkernt und neu aufgebaut. Sie beheimatet jetzt unsere private Wohnung, zu der zwei Squashhallen gehören, in denen z. T. und zeitweilig Arbeiten aus unserer Sammlung ausgestellt werden. Sechs weitere Squashhallen haben wir fest an junge Künstlerinnen und Künstler vermietet, die hier ihre Ateliers eingerichtet haben.
Gelegentlich öffnen wir auch unsere Räume für Ausstellungen, wobei es unser Anliegen ist, die Künstler bei den Überlegungen mit einzubeziehen und wir ihnen mehr oder weniger freie Hand lassen. Für uns steht die Entfaltung des Künstlers im Vordergrund.
Wir selber beschäftigen uns seit ca. 30 Jahren mit zeit- genössischer Kunst, wobei die ersten Künstler, die wir zu Anfang gesammelt haben, inzwischen schon etabliert und fast schon zu „modernen Klassikern“ geworden sind. Im Laufe der Zeit sind die Künstler immer jünger geworden, wobei einige noch an der Akademie studieren.
Wir legen Wert darauf, mit den Künstlern in einen persönlichen Austausch zu kommen, soweit sich das ergibt. Aus einigen Kontakten haben sich Freundschaften entwickelt. Gerne unterstützen wir auch ganz junge Positionen und bieten z. B. Kunststudenten die Möglichkeit einer Ausstellungsrealisierung in unseren Räumen oder auch an anderen Ausstellungsorten.

About 10 years ago, we found an old squash facility here in Düsseldorf-Flingern with 12 squash halls and various adjoining rooms. It had stood empty for 15 years and nobody seemed to know what to do with it. We gutted and rebuilt the facility over the course of the next 2 years. Part of the building is now our private residence, with two of the former squash courts acting as spaces for temporary displays of our collection. We have permanently rented six of the remaining squash courts to young artists to use as studio spaces. Occasionally we also open our rooms for exhibitions, for which we strive to involve the artists in the planning and give them more or less free rein. Seeing the artists thrive is paramount for us. We have been involved with contemporary art for about 30 years, meaning that some of the artists we collected early on have now already become established; some of their works could even be called “modern classics”. Over time, the artists we collect have become younger and younger, with some still studying at the academy. Whenever the opportunity arises, we enjoy having a personal exchange with the artists. Some have even developed into friendships. We are also happy to support very fresh artistic positions, as with those of young artists who are still studying, giving them the opportunity to realize exhibitions in our spaces or at other exhibition venues.