EDITORIAL # 56

SPARTA

SPARTA ist eine studentische Initiative der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 2014 werden Künstler*innen- Talks, Workshops und weitere partizipative Formate organisiert – von Studierenden für Studierende. Was sich mittlerweile als fester Bestandteil der Hochschule etabliert hat, begann als Aktion der Kunststudierenden und entwickelte sich bald darauf zu einer wichtigen Plattform für Diskurse außerhalb der Lehrveranstaltungen. Als eine der ersten Organisator*innen, war Rosa Sarholz von 2015–2019 für die Umsetzung der Vortragsreihe zuständig. Im Gespräch reflektieren sie und Pia Bendfeld – die das SPARTA Programm der letzten Jahre gestaltet hat – über die Entwicklung und Agenda des Formats.

Pia Bendfeld kuratierte das SPARTA Programm von 2021 bis Oktober 2022, in Kooperation mit Till Bödeker. Sie studiert Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von John Morgan sowie Curatorial Studies an der Frankfurter Städelschule. Ihre hybride Arbeitsweise bewegt sich fließend zwischen künstlerischer und kuratorischer Praxis. Sie ist Chefredakteurin des Online- Kunstmagazins PASSE-AVANT, Sternzeichen Skorpion und immer an kollaborativen Initiativen interessiert. Im nächsten Jahr wird sie die Ausstellungsreihe „Houses of the Serpentbearer“ in Düsseldorf realisieren.

Rosa Sarholz organisierte SPARTA von 2015 bis 2019 an der Kunstakademie Düsseldorf. Dort studierte sie bei Dominique Gonzalez-Foerster, John Morgan und war Meisterschülerin von Rita McBride. Nach Aufenthalten in Lissabon und San Francisco arbeitet sie momentan in Los Angeles.

SPARTA is a student initiative of the Kunstakademie Düsseldorf. Since 2014, artist talks, workshops, and other participatory programs have been organized— by students, for students. What has now become an established part of the school began as an action by art students and soon developed into an important platform for discourse. As one of its first organizers, Rosa Sarholz was responsible for the implementation of the lecture series from 2015–2019. In this interview, she and Pia Bendfeld, who has been organizing the SPARTA program in recent years, reflect on the development and agenda of the program.

Pia Bendfeld is the curator of the SPARTA program from 2021 until October 2022, in cooperation with Till Bödeker. She studies Fine Arts at the Kunstakademie Düsseldorf in the class of John Morgan and Curatorial Studies at the Städelschule in Frankfurt. Her hybrid approach moves fluidly between artistic and curatorial practices. She is editor-in-chief of the online art magazine PASSE-AVANT, is a Scorpio, and is always interested in collaborative initiatives. Next year she will realize the exhibition series “Houses of the Serpent Bearer” in Düsseldorf.

Rosa Sarholz organized SPARTA from 2015 to 2019 at the Kunstakademie Düsseldorf. There she studied with Dominique Gonzalez-Foerster and John Morgan and was a master student under Rita McBride. After stays in Lisbon and San Francisco, she currently works in Los Angeles.

SPARTA Poster 2018

PIA: AAls ich die Kuration des SPARTA aufgenommen habe – nachdem Till Bödeker mich fragte Teil des Teams zu werden – war die Reihe bereits seit einigen Jahren im Lehrangebot der Kunstakademie Düsseldorf verankert. Rosa, du hast den Beginn mitverfolgt und zur Umsetzung beigetragen. Wie ist es den Kunststudierenden damals gelungen, ein solches Format in der Institution zu realisieren?

ROSA: Damals haben Elmar Hermann, Alex Wissel und Inga Thiele mit Unterstützung der damaligen Rektorin Rita McBride begonnen, um die Organisation dann an Studierende abzugeben. Damals war es wichtig, dafür eine Struktur innerhalb der Akademie aufzubauen, es in allen Klassen zu kommunizieren, die Architektur des Raumes zu gestalten und ein vielseitiges Programm zusammenzustellen.

PIA: Was war die Vision für das Format? Welche Ansätze hast du verfolgt, als du SPARTA übernommen hast?

ROSA: Die Vorschläge für die Vortragsreihe und die Workshops des SPARTA Programms kamen aus der ganzen Akademie, von Professor*innen aus allen Fachbereichen und den Studierenden. Bei SPARTA ging es vor allem darum, Raum, Ort und Format zu schaffen, in dem Studierende aus allen Klassen zusammenkommen können. Für die Vorträge, beispielsweise jeden Mittwoch im Semester. Das ist sonst in der Art, wie die Akademie programmiert ist, nicht unbedingt gegeben. Räumlich höchstens im Keller: in der Mensa oder dem Café. Die Ziele haben sich im Laufe der Zeit verändert, die Akademie verändert sich ja auch die ganze Zeit.

PIA: Den Raum Aspekt finde ich ganz wesentlich. Insbesondere aufgrund der räumlichen Struktur der Akademie, in der sich geschlossene Ateliertüren an lange Gänge reihen. Wie gelingt es, den Ort für alle Studierenden zu öffnen? Nicht nur im physischen, sondern im psychischen Sinne: Wie kann man alle gleichermaßen ansprechen? Eine große Herausforderung angesichts der vielen unterschiedlichen Interessen.

ROSA: Genau! Es war damals wichtig aus der gesamten Akademie Vorschläge anzunehmen, um ein diverses Programm aufzubauen und Veränderungen an der Akademie zu reflektieren, neue Lehrende und Tendenzen mit einzubeziehen – wie zum Beispiel John Morgan und seine Klasse für Entwurf, Typografie und Buchkunst, oder Johannes Paul Raether, als Performance Position.

PIA: When I took over the curation of SPARTA – after Till Bödeker asked me to become part of the team – the series had already been anchored in the curriculum of the Kunstakademie Düsseldorf for several years. Rosa, you accompanied SPARTA at its beginning and contributed to its implementation. How did the art students at that time manage to realize such a program in the institution?

ROSA: At the time, Elmar Hermann, Alex Wissel, and Inga Thiele started with the support of then-rector Rita McBride, and then handed over the organization to students. It was important at that point to build a structure for it within the academy, to communicate it to all the classes, to design the architecture of the space, and to put together a diverse program.

PIA: What was the vision for the program? What approaches did you take when you took over SPARTA?

ROSA: The proposals for the lecture series and workshops in the SPARTA program came from across the academy, from professors in every department, and from students. SPARTA was primarily about creating a space, a location, and a structure where students from all the classes could come together. The lectures, for example, took place every Wednesday during the semester. The way the academy is programmed, this kind of thing is not necessarily the norm. The location was usually in the basement: in the student canteen or the café. The goals have changed over time; the academy is changing all the time.

PIA: I find the space aspect quite essential. Especially because of the spatial structure of the academy, with closed studio doors lined up down these long corridors. How did you manage to open up the space to all students? Not just in a physical sense, but in a psychological one: How did you address everyone equally? It’s a real challenge in view of the many different interests.

ROSA: You’re exactly right! It was important at the time to take suggestions from across the academy to build a diverse program and reflect changes in the academy, to include new faculty members and influences, such as with John Morgan and his “Entwurf, Typographie und Buchkunst” class, or the performance position of Johannes Paul Raether.

SPARTA Intro Video Still,Stella Jermann & Jan Hunkemöller, 2022

SPARTA Radio Logo, 2017

SPARTA Talk with Aneta Rostkowska, 2021

SPARTA Talk with John Morgan, 2017

PIA: Wie wurde SPARTA von der Studierendenschaft angenommen?

ROSA: Anfangs war es eher guerrilla-mäßig und ein gast-spezifisches Publikum. Nach einiger Zeit war der Raum jeden Mittwoch komplett voll. Neu berufene Professor*innen oder Gastprofessor*innen konnten ihre Klasse, Arbeit und Programm vorstellen, und Kolleg*innen, die für den Kontext ihrer Arbeit wichtig sind, als Gäste einladen und den Diskurs hinter ihrer Position verdeutlichen.

PIA: Welche Momente aus deiner SPARTA Zeit sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

ROSA In den vier Jahren zu viele, um sie alle zu nennen! Julia Schers Lecture Performance oder der Female Genius Nightclub. In Will Holders Workshop haben wir eine öffentliche Gerichtsverhandlung besucht und besprochen. V. Vale und Marian Wallace haben einen Zine Workshop veranstaltet. Rabih Beani hat ein Konzert im Flur gespielt, eingeladen von Niko Chodor und dem Sound Semester. Mit SPARTA on Wheels sind wir zu den Skulptur Projekten Münster gefahren. Ein besonderer Moment war, als SPARTA 2017 eingeladen wurde, an der Ausstellung „Something Stronger Than Me“ im WIELS in Brüssel teilzunehmen. Dafür habe ich SPARTA Radio gegründet. WIELS hatte in der Werkstatt eine historische Tiefzugmaschine, welche auch Marcel Broodthaers für seine „plaques“ genutzt hat. Damit habe ich das Logo für SPARTA Radio gemacht. Das Radioprogramm bestand aus Beiträgen von Künstler*innen der Ausstellung und den Vorträgen in der Akademie.
In Vorbereitung der Ausstellung haben wir mit Willem Oorebeek „Der Parasit“ von Michel Serres gelesen. Damit haben wir SPARTA neu definiert: als etwas, dass sich im Kontext einer Institution entwickelt, ähnlich wie ein Parasit, und dabei bestehende Strukturen aufbricht und so Kommunikation, Fortschritt und neue Ideen ermöglicht.

PIA: Die Perspektive des Parasiten mag ich. Per Definition ist es ja etwas Externes, das sich an das Bestehende andockt. War es von Interesse, das SPARTA Programm zu öffnen und sich mit Akteur*innen der lokalen Kunstszene zu vernetzen und Kooperationen einzugehen?

ROSA: Auf jeden Fall, das war extrem wichtig. Elmar hat die Zusammenarbeit mit der Heinrich-Heine- Universität oder der Filmwerkstatt aufgebaut. Beim Talk des Typografen Johannes Breyer sind viele Studierende der Fachhochschule Düsseldorf gekommen. Bei Julia Scher waren einige aus der KHM da. Viele Künstler*innen, die im Kunstverein Düsseldorf oder Köln gezeigt haben, haben Workshops, Vorträge oder Studio Visits mit SPARTA gemacht. Mir war es wichtig, dass der Diskurs im Rheinland auch im Programm sichtbar ist. Aber auch internationale Gäste einzuladen. Die Gefahr des Lokalen habe ich in Düsseldorf als sehr groß empfunden, auch wenn verschiedene Positionen dort lehren. Die Gäste hatten freie Bahn, es gab keine Vorgaben. Auch keine formale Einleitung. Viele Gäste haben experimentiert und andere Arbeiten gezeigt als bei anderen Anlässen, auch weil das Publikum hauptsächlich Künstler*innen und Studierende waren. Julia Schers Vortrag war eine einstündige Lecture Performance. Lutz Bacher hat einen Film vorbereitet. Frances Scholz hat ein Screening ihres Films „Amboy“ gemacht. Discoteca Flaming Star eine Live Performance. Mir war es wichtig, dass mit dem „klassischen“ Künstler*innenvortrag als Format gebrochen wird. Deswegen ist der SPARTA Raum so flexibel wie möglich; mit Hockern, statt fester Bestuhlung, einer Bar auf Rädern und lichtfesten Vorhängen, die als Projektionsfläche genutzt werden können. Wenn wir in die Aula gewechselt haben, war das direkt ein anderer Kontext. Manchmal waren wir dazu gezwungen, weil so viele Leute da waren. Bei Dominique Gonzalez-Foersters Vortrag, kurz nachdem sie berufen wurde, mussten wir in den Hörsaal wechseln. Sie fand das gut, weil das wie eine Irritation für das Publikum am Anfang eines Theaterstücks war.

PIA: What was the student body’s response to SPARTA?

ROSA: At first, it was more guerrilla-like and brought a guest-specific crowd. After a while, the room would be completely full every Wednesday. Newly appointed professors or visiting professors were able to present their curriculum, student work, and larger program; they could invite colleagues important within the context of their work as guests, clarifying the discourse behind their positions.

PIA: What moments from your SPARTA time stand out in your memory?

ROSA: From those four years, there’s too many to mention them all! Julia Scher’s lecture performance, or the Female Genius Nightclub. In Will Holder’s workshop we attended and discussed a public court trial. V. Vale and Marian Wallace hosted a zine workshop. Rabih Beani, invited by Niko Chodor and the Sound Semester, played a concert in the hallway. We went to the Skulptur Projekte Münster with SPARTA on Wheels. A special moment was in 2017, when SPARTA was invited to participate in the exhibition Something Stronger Than Me at WIELS in Brussels. For this, I established SPARTA Radio. WIELS had an historic thermoforming machine in its workshop, which Marcel Broodthaers had also used for his “plaques.” I used it to make the logo for SPARTA Radio. The radio programming consisted of contributions from artists at the exhibition and the lectures given at the academy. In preparation for the exhibition, we read Michel Serres’ The Parasite with Willem Oorebeek. All of this allowed us to redefine SPARTA—into something that develops in the context of an institution, rather like a parasite, breaking down existing structures and thus enabling communication, progress, and new ideas.

PIA: I like the paradigm of the parasite. By definition, it’s something external that latches itself onto something already existing. Was it important to open up the SPARTA program and network to collaborations with the local art scene?

ROSA Absolutely, that was extremely important. Elmar established collaborations with the Heinrich Heine University and the Filmwerkstatt. For a talk by typographer Johannes Breyer, many students from the Düsseldorf University of Applied Sciences came. At Julia Scher’s talk, there were some from the KHM. Many artists who have exhibited at the Düsseldorf or Cologne Kunstverein have done workshops, lectures, or studio visits with SPARTA. It was important to me that the discourse in the Rhineland is also reflected in the program, but also to invite international guests. I felt that the danger of being overly local was very great in Düsseldorf, even though professors with varying artistic positions teach there. The guests were given free rein, there were no constraints. No formal introductions, either. Many guests experimented and showed different works than they might on other occasions, perhaps also because the audience consisted mainly of artists and students. Julia Scher’s lecture was a one-hour lecture performance. Lutz Bacher prepared a film. Frances Scholz did a screening of her film Amboy. Discoteca Flaming Star did a live performance. It was important to me to break with the “classical” artist lecture format. That’s why the SPARTA space is as flexible as possible; with stools, instead of fixed seating, a bar on wheels and lightproof curtains that can be used as a projection screen. When we switched to the auditorium, it was immediately a different context. Sometimes we were forced to do that because there were so many people. At Dominique Gonzalez-Foerster’s talk, shortly after she was appointed as a professor, we had to switch to the auditorium. She liked that because it was like a provocation for the audience at the beginning of a play.

SPARTA Intro Video Still, Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten, 2021

Announcement for workshop with Irena Haiduk, 2021

SPARTA Talk with Elvia Wilk, 2021

SPARTA Talk with Ligia Lewis, 2022

SPARTA Talk with Jenny Schlenzka & Precious Okoyomon, 2021

SPARTA lecture by Michelle Cotton

PIA: Würdest du heute etwas anders machen?

ROSA: Ich würde nichts anders machen. Damals. Mir war es wichtig, SPARTA abzugeben mit meinem Abschluss. Als ich angefangen habe, haben, wie gesagt, Elmar, Alex und Inga das Programm gemacht. Alyce Ford kurzzeitig gemeinsam mit mir, später dann Sara Rossi. Die Bar hat Peter Schlegel gebaut, bei der Renovierung und Umgestaltung des Raumes haben wir mit Marie-Céline Schäfer von Hobbypop MUSEUM zusammengearbeitet. Die Poster wurden jedes Semester von anderen Studierenden gestaltet. Auch wenn ich SPARTA zeitweise alleine organisiert habe, war es für mich immer eine Kollaboration. Ich habe es immer als ein Projekt von Studierenden für Studierende verstanden. Aber natürlich würde ich im Jahr 2022 ein anderes Programm machen.

PIA: Ich empfinde das genauso. SPARTA basiert auf Kollaboration, das ist die Essenz des Formats. Neben den Postern, die in meiner Zeit von Donja Nasseri, Nara Bak und Simon Wallnoefer gestaltet wurden, kamen – durch die Covid-bedingte Digitalisierung des Programms – auch Intro-Videos dazu. Das waren eigentlich künstlerische Arbeiten. Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten haben einen Jingle komponiert, der von einer Face Filter Maske gesungen wurde. Stella Jermann und Jan Hunkemöller haben eine magische, digitale Unterwasserwelt erschaffen, für den Christoph Görke den soghaften Soundtrack produziert hat.

ROSA: Wie hast du das Programm als Online-Format empfunden? Man ist ja nicht mehr an Ort-, sondern “nur” an Zeitzonen gebunden. In einem SPARTA Manifest haben wir 2017 geschrieben: „SPARTA has always been in constant change and the people participating in it are constantly learning from it. SPARTA is an idea. But also, in the context of Kunstakademie Düsseldorf it is a physical room, where food was served, parties held, that was under construction, burnt down, changed location and got renovated. Its program also changes. Professors and students can propose guests, the lecture program changes with the body of the school and creates its own knowledge exchange and network outside of the „curriculum“ and „masterclass“ system. It’s always a social place to meet, to discuss, to reflect.“ Als wie wichtig hast du im Vergleich den physischen Raum empfunden?

PIA: Interessant, zum Abschluss Tills und meiner SPARTA Periode erstmals ein SPARTA Manifest zu lesen. Ich habe zu Beginn auch eins geschrieben – wobei es vielleicht eher eine Agenda war: „SPARTA believes in cooperation and collaborative experiences. We think that we can only counter existing power structures – in the art world and beyond – with multi-perspectivity and through various voices. Therefore, our aim with our programme is to invite strong positions that, through their artistic practice, curatorial and theoretical focus or research, generate narratives that have so far been underrepresented in the academy.“ Der Wortlaut ist ein anderer, aber im Wesentlichen wurde die Kernidee weitergeführt. Es ging immer um den kollektiven Aspekt und die Öffnung eines Diskursraums – sei es ein physischer, metaphorischer oder virtueller Raum. Insbesondere für Inhalte, die durch das Lehrangebot nicht – oder unzureichend – abgedeckt werden, was den Austausch mit Akteur*innen außerhalb der Akademie erfordert bzw. ermöglicht.
Mir gefällt besonders der „Burnt down“ Part des Manifests von 2017. Damit assoziiere ich eine Art „Unlearning“ des Formats, der Idee oder des Konstrukts, was aufgebaut wurde. Ich mag solche Wendepunkte – sie bieten die Gelegenheit für Umstrukturierungen und neue Ansätze. Das habe ich auch versucht und den Covid-bedingten Umzug in den virtuellen Raum immer als Potenzial begriffen. Dadurch wurde es möglich, Gäste außerhalb Zentraleuropas einzuladen, was aus Budgetgründen bisher nicht denkbar war. Das hat zu tollen Veranstaltungen geführt – beispielsweise einem Talk mit Jenny Schlenzka vom Performance Space New York und Precious Okoyomon. Die virtuelle Übertragung hat sich schnell bewährt – auch durch die Archivierung – denn die Videos wurden gespeichert und konnten nachgeschaut werden. Außerdem wurden mehr Zuschauer* innen erreicht, beispielsweise von anderen Kunsthochschulen. Durch eine neue Website und die Einrichtung eines Newsletters, konnte das Programm mehr Aufmerksamkeit generieren. In Zeiten des Stillstands hat das digital erweiterte Netzwerk auch eine unterstützende Funktion eingenommen. SPARTA war eines der wenigen Formate des Kunstbetriebs, die funktioniert haben. Unmittelbar nach dem Lockdown wurde das Streamen der SPARTA Talks von Swinda Oelke und Till Bödeker umgesetzt. Während der Isolation wurde es von eingeladenen Gästen und dem Publikum sehr gut angenommen; als Begegnungsraum, kulturelles Angebot – und als Einnahmequelle in der prekären Zeit. Trotz der Vorzüge haben wir natürlich erlebt, dass der digitale Raum die physische Zusammenkunft nicht ersetzen kann. Insbesondere in den Q&A Runden nach den Vorträgen gehen viele Zwischentöne verloren. Viele Zuschauer*innen haben Hemmungen, sich am Gespräch zu beteiligen, was verständlich ist. Plötzlich hat man bei Zoom diesen grünen Kasten um sein Gesicht und ist spot on. Das führt dazu, dass oft bestimmte Stimmen präsent sind, was dem Austausch etwas Abwechslung nimmt. Generell hat das Setting eher etwas Frontales, wodurch partizipative Formate, wie Workshops, weniger kollaborativ sind. Trotzdem habe ich einen Workshop mit der Künstlerin Irena Haiduk organisiert – in dem genau diese Aspekte und Verschiebungen reflektiert wurden.

PIA: Would you do anything differently today?

ROSA: I wouldn’t do anything differently. For that time. It was important to me to hand over SPARTA when I graduated. When I started, as I said, Elmar, Alex, and Inga ran the program. Alyce Ford worked together with me for a short time, and then later Sara Rossi. Peter Schlegel built the bar, and we worked with Marie-Céline Schäfer from hobbypopMUSEUM to renovate and redesign the space. The posters were designed by different students each semester. Even though I organized SPARTA on my own at times, for me it was always a collaboration. I always saw it as a project by students for students. But, of course, I would do a different program in 2022.

PIA: I feel the same way. SPARTA is based on collaboration, that’s the essence of the project. In addition to the posters, which were designed by Donja Nasseri, Nara Bak, and Simon Wallnoefer during my time, introduction videos were also added, due to the Covid-necessitated digitization of the program. These were artistic works in their own right. Jana Kerima Stolzer and Lex Rütten composed a jingle sung by an Instagram face filter. Stella Jermann and Jan Hunkemöller created a magical, digital underwater world, for which Christoph Görke produced the mesmerizing soundtrack.

ROSA How did you feel about the program in an online format? After all, you were no longer bound to spatial zones, but “only” to time zones. In a SPARTA manifesto from 2017, we wrote, “SPARTA has always been in constant change and the people participating in it are constantly learning from it. SPARTA is an idea. But also, in the context of Kunstakademie Düsseldorf it is a physical room, where food was served, parties held, that was under construction, burnt down, changed location and got renovated. Its program also changes. Professors and students can propose guests, the lecture program changes with the body of the school and creates its own knowledge exchange and network outside of the ‘curriculum’ and ‘masterclass’ system. It’s always a social place to meet, to discuss, to reflect.” How important did you come to find the physical space in comparison?

PIA: It’s interesting to read a SPARTA manifesto for the first time at the end of Till’s and my SPARTA tenure. I also wrote one at the beginning, although it was perhaps more like an agenda: “SPARTA believes in cooperation and collaborative experiences. We think that we can only counter existing power structures—in the art world and beyond—with multi-perspectivity and through various voices. Therefore, our aim with our program is to invite strong positions that, through their artistic practice, curatorial and theoretical focus or research, generate narratives that have so far been underrepresented in the academy.” The wording is different, but essentially the core idea was continued. It was always about the collective aspect and opening up a space for discourse—be it a physical, metaphorical, or virtual space. Especially for content that is not—or insufficiently—covered by the course offerings, which requires or enables exchange with figures from outside the academy. I particularly like the “burnt down” part of the 2017 manifesto, which I associate with a kind of “unlearning” of the format, idea, or construct of what has been built. I like such turning points— they offer the opportunity for restructuring and new approaches. That’s what I’ve been trying to do, and I’ve always seen the Covid-induced move into virtual space as offering potential. This made it possible to invite guests from outside Central Europe, which was previously inconceivable for budget reasons. This led to great events—for example, a talk with Jenny Schlenzka, from Performance Space New York, and Precious Okoyomon. The virtual broadcast quickly proved its value—also through its being archived—because the videos were saved and could be viewed after the event. It also reached more viewers, including ones from other art schools. With a new website and the creation of a newsletter, the program was able to generate more attention. In a period of stagnation, the digitally expanded network could also take on a more supportive function. SPARTA was one of the few formats in the art world that worked. Immediately after the lockdown, the streaming of the SPARTA Talks was implemented by Swinda Oelke and Till Bödeker. During the isolation period, it was very well received by invited guests and the audience: as a meeting space, as a cultural offering—and as a source of income during those precarious times. Despite these benefits, we have of course understood that the digital space cannot replace physical encounters. Especially in the Q&A sessions after the lectures, lots of nuance was lost. Many audience members have inhibitions about joining the conversation, which is understandable. Suddenly you have this green box around your face on Zoom and you’re on the spot. As a result, certain voices were often present, which takes some of the variety out of the exchange. In general, the setting has more of a frontal feel, which makes participatory formats, like workshops, less collaborative. Nevertheless, I organized a workshop with artist Irena Haiduk that reflected on exactly these aspects and shifts.

SPARTA lecture by Koenraad Dedobbeleer

SPARTA Intro Still, 2021

SPARTA Talk with Pauline Curnier Jardin, 2022

SPARTA Thumbnail for Rachel Rose, 2022

ROSA: Ähnlich wie der Workshop zu Robert Ashleys Soundarbeiten! Wie würdest du die Funktion von SPARTA an der Akademie, jetzt wo das Programm weitergegeben wird, beschreiben? Welche Veränderungen hast du in deiner Zeit mitverfolgt?

PIA: Genau, der Workshop hat in Kooperation mit der Filmwerkstatt stattgefunden. Der war super. Und sogar live! Die Covidzahlen waren niedrig genug dafür. Eine Woche später sah das ganz anders aus. Diese ständigen Änderungen haben enorme Flexibilität erfordert. Und ein dauerhaftes Abwägen von der gemeinschaftlichen Erfahrung oder der gesundheitlichen Sicherheit, die gewährleistet sein musste. In meiner Zeit ist das Interesse an externen Kooperationen mit SPARTA zunehmend gestiegen. Es ist toll, wenn die Arbeit von institutioneller Seite wahrgenommen und gewürdigt wird. Gleichzeitig sollte man die Studierenden als Kernzielgruppe im Blick behalten und aufpassen, dass die Zusammenarbeit auf Gleichberechtigung basiert. Nicht auf parasitären Strukturen im Sinne des einseitigen Nutzens, um den Aspekt wieder aufzugreifen. Generell sollte die Funktion von SPARTA (weiterhin) darin bestehen, einen Begegnungsraum innerhalb der Akademie zu schaffen sowie Verbindungen zur lokalen und internationalen Kunstszene herzustellen. Und Diskurse einzubeziehen, die in der Lehre zu wenig repräsentiert sind. Durch meine Zeit am ZKM Karlsruhe, hatte die Schnittstelle von Kunst, Technologie und Wissenschaft immer eine besondere Relevanz für mich. In dem Kontext war eine interdisziplinäre Initiative mit der HSD in Planung, die zeitlich nicht mehr realisiert werden konnte. Ansonsten ist das AStA Café vom Keller in den SPARTA Raum gezogen. Das bietet den Studierenden tagsüber einen Treffpunkt außerhalb der Ateliers. Dieser Aspekt könnte mehr ausgebaut werden. In Kooperation mit verschiedenen Klassen oder Studierenden, die den Raum als Plattform nutzen. Momentan haftet dem Ganzen eine gewisse Exklusivität an, die abschreckend wirkt und aufgelöst werden muss. Darüber bin ich mit der Leitung der Akademie im Gespräch und hoffe, dass die Strukturen zukünftig mehr Zugänglichkeit schaffen. Die letzten Wahlen haben leider nicht dazu beigetragen, was ich sehr bedauere.

ROSA: Zum Abschluss des Interviews und deiner SPARTA Periode: An welche Momente wirst du dich gerne zurückerinnern? Was hast du aus dem Format mitgenommen?

PIA: Ähnlich wie du, habe ich Schwierigkeiten, mich auf spezifische Situationen festzulegen. Es gab so viele! Statt in Nostalgie zu schwelgen, freue ich mich auf die zukünftige Fortführung der entstandenen Verbindungen! Im Sommer waren Studierende bei einem Urbane Künste Ruhr Workshop von Irena Haiduk, nachdem sie ihre künstlerische Position durch SPARTA kennengelernt haben. Sowas ist schön – und zeigt die Nachhaltigkeit solcher Formate. Auch hinsichtlich weiterer Kooperationen, die aus SPARTA entstehen. Kürzlich habe ich ein Mitglied der „Libreria delle donne di Milano“ getroffen – einer feministischen Bibliothek in Mailand, die aus der Frauenbewegung der 1970er Jahre entstanden ist und im SPARTA Talk der Künstlerin Alex Martinis Roe vorgestellt wurde. Aus dieser zufälligen Begegnung entwickelt sich derzeit eine neue Kollaboration in einem anderen Kontext. SPARTA ist kein stagnierendes Konstrukt, sondern wächst stetig weiter. Auch über die Akademie hinaus.

ROSA: Just like with the workshop on Robert Ashley’s sound works! How would you describe SPARTA’s function at the academy now that the program has been passed on? What changes have you witnessed in your time?

PIA: That’s right, that workshop took place in cooperation with the Filmwerkstatt. It was great. And it was live! The Covid numbers were low enough for that. A week later, things looked completely different. These constant changes required enormous flexibility. And a constant balancing of the collaborative experience with the health safety measures that had to be ensured. In my time, there has been increasing interest in external collaborations with SPARTA. It’s great when the work is noticed and appreciated from the institutional side. At the same time, students should be kept in mind as the core target group and care should be taken that the cooperation is based on equality. Not on parasitic structures in the sense of one-sided benefit, to take up that idea again. In general, the function of SPARTA should (continue to) be the creation of a meeting space within the academy as well as the establishment of connections to the local and international art scene. And to incorporate discourses that are under-represented in the curriculum. Since my time at the ZKM Karlsruhe, the interface of art, technology, and science has always had a special relevance for me. In this context, an interdisciplinary initiative was planned with the HSD [University of Applied Sciences Düsseldorf], which could no longer be realized in terms of time. Apart from that, the AStA Café has moved from the basement to the SPARTA room.
This offers students a meeting place outside the studios during the day. This aspect could be expanded more, for example in cooperation with different classes or students using the space as a platform. Right now there is a certain exclusivity to it that is off-putting and needs to be dispensed with. I am in discussion with the management of the academy about this and hope that the structures will allow for more accessibility in the future. The most recent elections unfortunately did not help with this situation, which I very much regret.

ROSA: To conclude the interview and your SPARTA tenure: What moments will you remember most fondly? What did you learn from the program?

PIA: Similar to you, I find it difficult to state specific situations. There were so many! Instead of wallowing in nostalgia, I want to look forward to future continuations of the connections that were made! This summer, students were at an Urbane Künste Ruhr workshop by Irena Haiduk after learning about her artistic position through SPARTA. That was great, and it shows the sustainability of such formats, also as regards further collaborations that can arise from SPARTA. Recently I met a member of the “Libreria delle donne di Milano,” a feminist library in Milan that emerged from the women’s movement of the 1970s and was presented in a SPARTA Talk by artist Alex Martinis Roe. From this chance encounter, a new collaboration is currently developing in a different context. SPARTA is not a stagnant construct, but continues to grow. Even beyond the academy.

SPARTA Poster 2021